Digitalisierung im deutschen Gesundheitssystem: Warum das Faxgerät ersetzt werden muss
Unser Gesundheitssystem ist in vielerlei Hinsicht ein Spiegelbild der deutschen Gesellschaft. Das 1883 unter Bismarck eingeführte „Gesetz, betreffend die Krankenversicherung der Arbeiter“ gilt als revolutionärer Durchbruch für das Gesundheitswesen und hat seither in vielen Ländern der Welt Schule gemacht. Und auch im Bereich der Forschung hat Deutschland der Medizingeschichte seinen Stempel aufgedrückt: 1882 wies Robert Koch nach, dass Tuberkulose eine durch Bakterien verursachte Krankheit ist. Für diese Erkenntnis erhielt er 1905 den Nobelpreis für Medizin und das weltweite Ansehen als Mitbegründer der modernen Mikrobiologie.
Auch der Röntgenapparat ist eine deutsche Erfindung und basiert auf den Erkenntnissen des deutschen Physikers Wilhelm Conrad Röntgen, der dafür im Jahre 1901 den ersten Nobelpreis für Physik erhalten hatte.
Die Menschheit und das Gesundheitswesen verdanken den Errungenschaften des späten 19. Jahrhunderts sehr viel. Viele Technologien aus dieser Zeit sind auch heute noch im Einsatz und aus dem medizinischen Betrieb von Arztpraxen und Krankenhäusern nicht mehr wegzudenken.
Das Fax ist aus der Zeit gefallen
Auch das Faxgerät stammt aus dieser Zeit. Das zugrundeliegende Prinzip wurde vom schottischen Uhrmacher Alexander Bain erfunden und 1843 in Form des „Kopiertelegraphen“ zum Patent angemeldet. Die Technologie war allerdings teuer und konnte sich nicht als Kommunikationsmittel für die breite Masse etablieren. So fristete der Vorgänger des heutigen Faxgeräts weit über 100 Jahre ein Dasein als Randerscheinung der Kommunikation.
Erst in den 1970er Jahre kam mit dem „Fernkopierer“ das erste kommerziell erschwingliche Faxgerät auf den Markt. Seit seiner Markteinführung hat das Faxgerät seinen Siegeszug durch die Büros der Welt angetreten. Die Vorzüge der elektronischen Datenübermittlung waren nicht von der Hand zu weisen! Denn im Gegensatz zum Brief konnte ein Fax in Windeseile um den Erdball geschickt werden. Außerdem entfiel die Notwendigkeit, individuelle Abschriften des gleichen Dokuments anfertigen zu müssen. Viele Jahre lang hielt sich das Fax als alternativloses Instrument des behördlichen Briefverkehrs. Doch anders als der Röntgenapparat hat das Faxgerät seine integrale Rolle im Zuge der Digitalisierung eingebüßt. Spätestens seit der flächendeckenden Einführung der E-Mail erhielt das vergleichsweise klobige Fax einen überlegenen Konkurrenten im Wettstreit um den Goldstandard des Dokumententransfers. Das Cloudzeitalter hat schließlich den letzten Nagel in den Sarg des Faxes geschlagen, das seitdem aus vielen modernen Betrieben komplett verschwunden ist.
Digitalisierung im Gesundheitswesen: Deutschland hinkt hinterher
Das Gesundheitssystem, insbesondere bei uns in Deutschland, tut sich indes schwer, sich von seinem fest etablierten Anachronismus zu lösen. Doch spätestens die Pandemie hat vielen Sekretariaten in deutschen Arztpraxen und Krankenhäusern die Grenzen der Technologie schmerzhaft vor Augen geführt. Dies spiegelt sich in den vielen Berichten von Angestellten wider, die unter tausenden Faxsendungen pro Tag ächzten und dadurch teilweise über den Rand ihrer Belastbarkeit hinaus getrieben wurden. Hier besteht also viel Nachholbedarf. Denn die Digitalisierung sollte als Chance fürs Gesundheitssystem begriffen werden, die einen großen Beitrag zur Verbesserung der medizinischen Versorgung beitragen kann.
Datensicherheit von Patientendaten ist durch das Fax gefährdet – Confidential Computing und Sealed Cloud bieten sichere Alternativen
Doch neben der riesigen Herausforderung der Skalierbarkeit tun sich auch große Probleme bei der sicheren Übertragung von Patientendaten auf. Denn diese zählen zu den besonders schützenswerten personenbezogenen Daten, enthalten Sie doch intimste Details zum Gesundheitszustand von Patienten. Der Landesdatenschutzbeauftragte der Hansestadt Bremen urteilte daher im Mai, dass die Übermittlung von sensiblen personenbezogenen Daten per Fax gemäß Artikel 9, Absatz 1 der DSGVO nicht datenschutzkonform und somit unzulässig ist. Denn anders als zu den Anfangszeiten, werden heutige Faxnachrichten nicht mehr über das Telefonnetz übertragen. Stattdessen wandern sie unverschlüsselt durch das Internet, werden meist beim Empfang in E-Mails transformiert und auch unverschlüsselt gespeichert – ein unnötiges Sicherheitsrisiko.
Dabei existieren in hochsicheren Cloud-Collaboration-Lösungen bereits datenschutzkonforme und skalierbare Alternativen. Viele Unternehmen in datenschutzrechtlich streng regulierten Branchen haben die Vorzüge von Confidential Computing und hochsicheren Datenräumen erkannt und das Fax folgerichtig ersetzt. Nun ist das Gesundheitssystem gefordert, es ihnen gleich zu tun und den analogen Ballast der Vergangenheit abzustreifen. Mit dem Krankenhauszukunftsgesetz stehen ihnen seit Anfang des Jahres auch die nötigen Fördermittel zur Verfügung.
Es ist also höchste Zeit, dass das Faxgerät aus deutschen Arztpraxen verschwindet und sich in seinen wohlverdienten Ruhestand verabschiedet!
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